Giuseppe Bianchi und sein Comestibles Geschäft

Blick an eine Gebäudeecke mit einem Delikatessengeschäft im Erdgeschoss. Der Firmenname Bianchi prangt prominent über dem Eingang.
Screen Shot, www.bianchi.ch

Vor einigen Tagen zählte unter anderem der Urenkel des  Comestibles Geschäft Bianchi zu meinen Gästen auf einer privaten Stadtführung durch Zürich. Es sind solche Touren, die mich beflügeln und mein Innerstes erfüllen. Sie veranlassen mich, in meiner Schatzkiste aus Geschichten zu graben und die für die Gruppe passenden Anekdoten zum Besten zu geben. Solche Rundgänge sind aber auch immer ein Geschenk an mich, denn sehr oft lerne ich Neues. So auch dieses Mal. 

 

Giuseppe Bianchi, gebürtiger Mailänder kam über Umwege nach Zürich und eröffnete zuerst ein Geschäft an der unteren Strehlgasse. Er machte den Zürchern die Delikatessen aus Norditalien schmackhaft und importiere diese direkt mittels Fuhrwerken über den Gotthard. 1889 wechselte er die Limmatseite und bot künftig seine Ware an der Marktgasse 3 feil. Als der Nachbar, der ebenfalls bestens bekannte David Sprüngli, sein Haus veräusserte, um sich mit seinem Hauptgeschäft am Paradeplatz niederzulassen, nutzte Giuseppe Bianchi die Gunst der Stunde und kaufte das Gebäude zu. Er habe es als Italiener, aber vor allem als Katholik alles andere als einfach gehabt im zwinglianischen Zürich, meint der direkte Nachfahre des umtriebigen Geschäftsmannes. Dieser hatte sich zusammen mit seinem Bruder in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts schweren Herzens entschlossen, den Standort Zürich zu verlassen. Der damalige Stadtpräsident gab ihnen unverhohlen zu verstehen, dass es für ihre Art von Gewerbe in der Stadt Zürich keinen Platz gebe. Er solle damit raus, auf die grüne Wiese. Das taten sie denn auch. 1998 zogen sie mit dem Geschäft nach Zufikon, wo es mittlerweile in fünfter Generation mit 350 Mitarbeitenden und 120 Lieferwagen geführt wird. 

Solche Begegnungen mit Menschen und Geschichten sind mitunter der Grund, warum ich bereits seit mehr als 18 Jahren als Stadtführerin in Zürich unterwegs bin. Und dies nach wie vor leidenschaftlich gern. 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0