Der Stadtteil, der nie ruht: zurzeit ausgestorben.

Das ehemalige Industriequartier Zürichs verströmt in normalen Zeiten einen Hauch Grossstadt. Urban, rau und total angesagt. Heute ruht auch dieser Stadtteil. Die Atmosphäre gespenstisch. Abwartend. Was mag die Zeit wohl noch bringen?

 

Ausserhalb der Stadt im Niemandsland 

Dieses Gebiet hat zwar im Vergleich zur Altstadt keine allzu lange Geschichte, doch umso bewegter und praller fielen die letzten 150 Jahre aus. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts, im Zuge des Eisenbahnbaus wurde das heutige Zürich-West, damals Aussersihl zum Industriegebiet. Die Stadt Zürich lagerte ihre Fabriken hierhin aus. Das Gebiet war ideal: unbebaut und flach. Somit waren die neu erbauten Fabrikhallen einfach mit Zuggeleisen zu erschliessen. Dank der Industrialisierung erlebte Aussersihl einen derartigen Boom, dass sie kurzzeitig gar zur grössten Stadt der Schweiz avancierte. Die Infrastruktur war schlecht: Schulen mit 100 Kindern pro Klasse, herunter gekommene, enge und teure Wohnungen ohne jegliche Annehmlichkeiten, 86 Stunden Arbeitswoche. Erst 1893 wurde die äusserst arme, dreckige und verwahrloste Gemeinde Teil der Stadt. 

 

Im Westen viel Neues 

Ab den 60er, 70er Jahren des 20. Jahrhunderts befand sich die Zürcher Industralisierung in der Krise. Grosse Fabrikbetriebe wie Escher & Wyss wechselten den Standort, wurden verkauft oder zerstückelt. Es entstand eine riesige Brache, wo sich Neues entfalten konnte, Innovationen Raum erhielten. Erst in den 90er Jahren einigten sich die verschiedenen Grundbesitzer auf eine mehr oder weniger koordinierte Neu- und Umnutzung. Langsam veränderte sich das Gesicht dieses Arbeiterquartiers hin zu einem Trendquartier. Heute wird da, wo früher hart und Schweiss treibend geschuftet wurde, gewohnt, zur Schule gegangen, in modernen Büros gearbeitet, Theater, Galerien und Museen besucht. Gelebt. 

 

Zürich West - immer ein Besuch wert. 

 

 

 

 

 

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